Gottes Zucht- ein Geschenk

Das hebräische Wort מוסר wird auch mit „Züchtigung" oder „Maßnahme" übersetzt. In Hiob 36,10 öffnet Gott den Menschen das Ohr für die Zucht. Im N.T. wird das griechische Wort παιδεύω sowohl mit „erziehen" als auch mit „unterweisen" oder „zurechtweisen" übersetzt. Zucht ist ein Ausdruck der Sorge Gottes für seine Heiligen und dient zu ihrem Segen. Wenn jemand von einer Übertretung übereilt wird, sind die Geistlichen aufgerufen, diesen wieder zurechtzubringen (Gal 6,1). Wenn jemand sündigt, soll dieser vor allen überführt werden (1. Tim 5,20). Einige mögen eine ernstliche Zurechtweisung benötigen (2. Tim 4,2). In anderen Fällen wird die Zucht in letzter Konsequenz darin bestehen, dass der Betreffende hinausgetan wird. Das Ziel und der Zweck aller Zucht ist es, die Seele wiederherzustellen, sodass sie wieder Gemeinschaft mit Gott und mit seinen Heiligen haben kann. Zucht sollte immer im „Geist der Sanftmut" geübt werden, indem jeder auf sich selbst sieht, damit er nicht selbst versucht werde.

Woran denkt man, wenn man das Wort „Zucht“ hört? In einem Wörterbuch wird dieses Wort als eine strenge Form der Erziehung zum Gehorsam definiert. Diese Definition ist zwar anders als früher, aber für viele Menschen hat alles, was mit Zucht zu tun hat, mittlerweile einen ähnlich negativen Beigeschmack. Die Heilige Schrift dagegen stellt Zucht in einem ganz anderen Licht dar. König Salomo schrieb: „Mein Sohn die Zucht יהוה, verwirf nicht“ (Spr 3,11) um die „Zucht יהוה“: Zucht, deren Grundlage die erhabenen Grundsätze Gottes sind. Nur diese bringt in geistiger Hinsicht gute und nützliche Ergebnisse und ist deshalb sogar wünschenswert. Im Gegensatz dazu ist Zucht, wenn sie menschlichem Denken entspringt, das den erhabenen Grundsätzen יהוה entgegenläuft, häufig grob und verletzend. Das erklärt, warum viele so negativ über Zucht denken. Deshalb ist es gar notwendig den eigenen Zuchtgedanken zu verwerfen und diese „Maßnahmen“ gänzlich dem Schöpfergott zu überlassen. Andernfalls laufen wir Gefahr uns zu überheben, indem wir uns der Stellung Gottes anmaßen. Nach wie vor gilt, dass wir die Wesensgleichheit mit יהוה und insbesondere mit seinem Sohn Yeshua anzustreben haben!

Warum werden wir aufgefordert, die Zucht יהוה anzunehmen? In der Heiligen Schrift wird von Gott kommende Zucht als Ausdruck der Liebe Gottes zu seinen menschlichen Geschöpfen beschrieben. Deshalb sagte Salomo weiter: „Wen יהוה liebt, den weist er zurecht, ja wie ein Vater einen Sohn, an dem er Gefallen findet“. Zucht hat im biblischen Gebrauch unterschiedliche Bedeutungsnuancen: Anleitung, Unterweisung, Schulung, Zurechtweisung, Richtigstellung und sogar Bestrafung. Doch das Motiv für die Zucht Gottes ist in jedem Fall Liebe, und das Ziel ist, dem Betreffenden zu nützen. Niemals verfolgt יהוה mit korrigierender Zucht den alleinigen Zweck, jemand zu bestrafen. Umgekehrt verfolgt Gott mit Strafmaßnahmen nicht immer das Ziel, den Betreffenden zurechtzuweisen oder zu schulen. Adam und Eva zum Beispiel mussten von dem Tag an, als sie sündigten, mit den Folgen ihres Ungehorsams leben. Elohim vertrieb sie aus dem paradiesischen Garten Eden, und sie litten fortan unter den Auswirkungen von Unvollkommenheit, Krankheit und fortschreitendem Alter. Nach Hunderten von Jahren eines leidvollen Daseins schieden sie für immer aus dem Leben. All das war wirklich eine Strafe Gottes, aber es war keine korrigierende Zucht. Als willentliche, reuelose Sünder waren Adam und Eva unverbesserlich. Weitere Berichte über Strafmaßnahmen יהוה handeln von der Flut der Tage Noahs, der Vernichtung Sodoms und Gomorras und dem Beseitigen des ägyptischen Heeres im Roten Meer. Elohim verfolgte mit seinem Vorgehen in diesen Fällen nicht die Absicht, die Betreffenden anzuleiten, zu unterweisen oder zu schulen. Der Apostel Petrus schrieb über solche Strafmaßnahmen Gottes: „Er hielt sich nicht davon zurück, eine ehemalige Welt zu strafen, sondern hielt Noah, einen Gerechten, mit sieben anderen in Sicherheit, als er eine Sintflut über eine Welt gottloser Menschen brachte; und indem er die Städte Sodom und Gomorra einäscherte, verurteilte er sie, wodurch er sie Gottlosen als ein Beispiel kommender Dinge hinstellte“ (2.Petr. 2,5-6).

In welcher Hinsicht waren diese Strafmaßnahmen für Gottlose „ein Beispiel kommender Dinge“? Der Apostel Paulus verweist in seinem zweiten Brief an die Thessalonicher auf unsere Zeit und sagt, Gott werde durch seinen Sohn, Yeshua Hamaschiach, an denen Rache üben, die Gott nicht kennen, und an denen, die der guten Botschaft nicht gehorchen’. Dann fügt Paulus hinzu: „Gerade diese werden die richterliche Strafe ewiger Vernichtung erleiden“ (2.Thess 1,8-9). Offensichtlich hat diese Strafe nicht den Zweck, die Betreffenden zu belehren oder zu läutern. Lädt יהוה dagegen seine Anbeter ein, seine Zucht anzunehmen, meint er damit nicht die Strafe, die er über reuelose Sünder bringt. Es ist bezeichnend, dass die Bibel יהוה nicht vor allem als strafenden Gott beschreibt, sondern in den allermeisten Fällen als liebevollen Unterweiser und geduldigen Lehrer (Hiob 36:22; Psalm 71:17; Jesaja 54:13). Von Gott kommende Zucht, die zur Besserung verhelfen soll, ist demnach immer von Liebe und Geduld geprägt. Wenn Gläubige den Zweck von Zucht verstehen, hilft ihnen das, Zucht mit der richtigen Einstellung anzunehmen und zu erteilen.

Im Buch des Propheten Jeremia wird dabei an vielen Stellen die Notwendigkeit der Annahme der Zucht Gottes beschrieben. Es geht sogar soweit, dass mit der Ablehnung der Zucht die Gefahr der Verbannung besteht. יהוה möchte seine Kinder zu Gerechtigkeit hin erziehen, deshalb ist es essentiell diese anzunehmen und es als weiterführende Chance zur Umkehr zu sehen:

HERR, sehen deine Augen nicht auf Wahrhaftigkeit? Du hast sie geschlagen, aber es tat ihnen nicht weh; du hast sie aufgerieben, aber sie haben sich geweigert, Zucht anzunehmen; sie haben ihr Angesicht härter als Fels gemacht, sie haben sich geweigert, umzukehren! (Jer 5,3)

 Und sie wandten mir den Rücken zu und nicht das Angesicht; auch als ich sie belehrte, indem ich mich früh aufmachte und sie [immer wieder] belehrte, haben sie nicht hören und keine Züchtigung annehmen wollen, sondern sie haben ihre Scheusale in das Haus gesetzt, das nach meinem Namen genannt ist, um es zu verunreinigen. Sie haben dem Baal Höhen gebaut im Tal Ben-Hinnom, um ihre Söhne und Töchter dem Moloch durchs Feuer gehen zu lassen, was ich nicht geboten habe und mir nie in den Sinn gekommen ist, dass sie solche Gräuel verüben sollten, um Juda zur Sünde zu verführen. (Jer 32,33-35)

 

Aus diesen Gründen ist es wichtig zu erkennen, dass wir unser Handeln nach dem Willen Gottes ausrichten müssen. Juda bedeutet soviel wie „zu wissen“ oder der „Verstand“. Wir können aus eigener Beschauung Euch attestieren, dass diese Verunreinigung erst an der Hand entstehen und dann im Kopf. Deshalb ist es wichtig, mit offenen Ohren auf die Worte unseres Gottes zu hören und die mahnende Zucht, die uns tagtäglich begegnet mit Freuden aufzunehmen:

Ihr habt noch nicht bis aufs Blut widerstanden im Kampf gegen die Sünde und habt das Trostwort vergessen, das zu euch als zu Söhnen spricht: »Mein Sohn, achte nicht gering die Züchtigung des Herrn und verzage nicht, wenn du von ihm zurechtgewiesen wirst! Denn wen der Herr lieb hat, den züchtigt er, und er schlägt jeden Sohn, den er annimmt.« Wenn ihr Züchtigung erduldet, so behandelt euch Gott ja als Söhne; denn wo ist ein Sohn, den der Vater nicht züchtigt? Wenn ihr aber ohne Züchtigung seid, an der sie alle Anteil bekommen haben, so seid ihr ja unecht und keine Söhne!  Zudem hatten wir ja unsere leiblichen Väter als Erzieher und scheuten uns vor ihnen; sollten wir uns da nicht vielmehr dem Vater der Geister unterwerfen und leben? Denn jene haben uns für wenige Tage gezüchtigt, so wie es ihnen richtig erschien; er aber zu unserem Besten, damit wir seiner Heiligkeit teilhaftig werden.  Alle Züchtigung aber scheint uns für den Augenblick nicht zur Freude, sondern zur Traurigkeit zu dienen; danach aber gibt sie eine friedsame Frucht der Gerechtigkeit denen, die durch sie geübt sind. (Hebr. 12,4-11)

Oft erkennen wir nicht, dass uns Geschwister dabei helfen diese Zucht anzunehmen. An dieser Stelle sind wir dazu verpflichtet einen Bruder zurechtweisen in Liebe, wenn er Gefahr läuft, verloren zu gehen.Die gleichen Grundsätze gelten für christliche Älteste. Als liebevolle Hirten bemühen sie sich, die Herde zu erbauen, indem sie unterweisen, anleiten und bei Bedarf zurechtweisen. Dabei behalten sie den eigentlichen Zweck der Zucht im Sinn (Eph 4,11-12). Ginge es ihnen nur darum, zu bestrafen, würden sie eine auf Abwege geratene Person einfach maßregeln und sich nicht weiter darum kümmern. Auf göttlichen Grundsätzen beruhende Zucht erfordert jedoch etwas ganz anderes. Aus Liebe heraus werden Älteste dem Betreffenden so lange wie nötig mit Rat und Tat zur Seite stehen. Weil er ihnen wirklich am Herzen liegt, setzen sie sich oft wiederholt mit ihm zusammen, um ihn zu ermuntern und zu schulen. Älteste werden aufgefordert, sogar die „mit Milde“ zu unterweisen, die Zucht nicht ohne weiteres annehmen. Als Zweck dieser Zucht nennt der Bibeltext dann die Möglichkeit, dass „Gott ihnen vielleicht Reue gewährt, die zu einer genauen Erkenntnis der Wahrheit führt, und sie wieder zur Besinnung kommen mögen, aus der Schlinge des Teufels heraus“.

Von Zeit zu Zeit bemühen sich die Ältesten, Ausgeschlossene zu besuchen, sofern diese gegenwärtig keine Missetaten begehen. Bei diesen Besuchen handeln die Ältesten dem eigentlichen Zweck der Zucht entsprechend, indem sie erklären, welche Schritte jemand unternehmen muss, wenn er in die Versammlung zurückkehren möchte. Eltern, christliche Hirten und andere Personen mit der biblischen Befugnis, Zucht zu erteilen, müssen verantwortungsbewusst damit umgehen. Sie dürfen sich nicht anmaßen, jemand als hoffnungslos unverbesserlich abzustempeln. Daher darf ihre Zucht nie in rachsüchtige oder feindselige Bestrafung ausarten! Zwar ist in der Bibel auch davon die Rede, dass יהוה strenge und endgültige Strafen verhängt. Gottes Wort sagt sogar: „Es ist etwas Furchtbares, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen“ (Hebr. 10,31). Aber kein Mensch sollte sich in dieser — ebenso wenig wie in jeder anderen — Hinsicht jemals mit יהוה auf eine Stufe stellen wollen. Und niemand sollte befürchten müssen, in die Hände seines Vaters, seiner Mutter oder eines bestimmten Ältesten in der Versammlung zu fallen. יהוה ist imstande, auf vollkommen ausgeglichene Weise Zucht zu erteilen. Menschen können das nicht. Gott kann ins Herz schauen und feststellen, ob jemand unverbesserlich ist und es deshalb verdient, entschieden und ein für alle Mal bestraft zu werden. Menschen können sich dagegen ein solches Urteil nicht erlauben. Deshalb sollten Autoritätspersonen Zucht, wenn sie denn nötig ist, immer mit dem Ziel erteilen, dem Betreffenden zu helfen, sich zu bessern!

Wir alle benötigen die Zucht Gottes (Spr 8,33). Eigentlich sollten wir uns sogar wünschen, die auf Gottes Wort gestützte Zucht zu erhalten. Während wir Gottes Wort studieren, können wir die Zucht annehmen, die direkt durch die Heilige Schrift von יהוה kommt. Ab und zu jedoch werden wir durch Geschwister in Zucht genommen. Wenn uns klar ist, welche Absicht dahinter steckt, wird es uns leichter fallen, sie anzunehmen. Die Zucht יהוה ist ein deutlicher Beweis dafür, wie sehr er uns liebt. Ob wir nun Zucht erhalten oder erteilen, wollen wir den Zweck der göttlichen Zucht im Sinn behalten und den weisen Rat der Hl. Schrift befolgen: „Ergreife die Zucht; lass nicht ab. Behüte sie, denn sie ist dein Leben“ (Spr. 4,13)

Auch hier bleibt nur das Kreuz der einzige Weg zum Leben:

Wenn wir das Gute von Gott annehmen, sollten wir da das Böse nicht auch annehmen? (Hiob 2,10)


Sei gesegnet lieber Bruder / Schwester!

שלום

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