Jeremia lebte in einer turbulenten Zeit, die dann letztendlich in die prophezeite Zerstörung Jerusalems durch Babylon führte. Zu der Zeit herrschte im Orient ein
grausamer territorialer Krieg durch den flächendeckenden Eroberungszug der Babylonier. Die Zustände im judäischen Königreich waren wegen der begangenen Gottlosigkeiten katastrophal. Zehn Stämme waren
längst vom König von Assyrien gefangen genommen und deportiert worden (im Jahr 722 vor Christus, 2. Kön 17). Zwei Stämme befanden sich noch im Land Israel, welche sich jedoch ebenfalls wie das
Nordreich zuvor mehr und mehr dem Abfall näherten, weshalb יהוה ihnen auch mehrmals die Belagerung, Zerstörung das das Exil androhte, was auch vollzogen wurde. Was für Israel Assur
war wurde für die Juden Babylon, leider bis zum heutigen Tag sind beide Reiche niemals wirklich in Fülle zurückgekehrt was sich in unseren Tagen erfüllen wird. Unter dem Gesichtspunkt ist Jeremia ein
sehr bedeutsamer Prophet! An dieser Stelle sei gesagt, dass von keinem weiteren biblischen Propheten soviel historisch bekannt ist und so viele Schriften hinterlassen wurden. Jeremia war nicht nur
Urheber des gleichnamigen Buches, sondern auch Autor von den Klagelieder, Baruch und vielen historischen Nachlässen aus dieser Zeit. Die Tatsache, dass Jeremia die meisten getätigten Prophezeiungen
selbst miterlebte, macht ihn zudem zu einem besonderen Propheten innerhalb der heiligen Schriften!
Hintergrund
Jeremia stammt vom Stamme Benjamin ab und lebte in einem Ort mit Namen Anatoth. Auf der Karte kann man sehen, dass Anatoth nicht weit von Jerusalem entfernt lag (etwa 5 km im Nordosten der Stadt). In
Anatot wohnten Priester, da dieses Gebiet eine Levitenstadt beherbergte und im Umland Priester wohnten, die im Tempel ihren Dienst verrichten, genauso wie Jeremias Vater Hilkija . Dort wuchs Jeremia
auf und bekam schon in frühen Lebensjahren einen Eindruck vom Tempel und Priesterdienst. Jeremia wirkte zur Zeit des Königs Josia und seiner Nachkommen : Josia, Jojakim und Zedekia werden hier
erwähnt. Zedekia war der letzte König von Juda; während seiner Regierungszeit ging das Reich Juda unter. Im 9. Jahr der Regierung dieses gottlosen Königs Zedekia zog der feindliche babylonische König
Nebukadnezar (zum dritten Mal) gegen Jerusalem in den Krieg. Er „erschlug ihre Jünglinge mit dem Schwert im Haus ihres Heiligtums: ... Und alle Geräte des Hauses Gottes, die großen und die kleinen,
und die Schätze des Hauses des Herrn, und die Schätze des Königs und seiner Obersten: Alles brachte er nach Babel. Und sie verbrannten das Haus Gottes und rissen die Mauer von Jerusalem nieder; und
alle seine Paläste verbrannten sie mit Feuer, und alle seine kostbaren Geräte verderbten sie. Und die vom Schwert Übriggebliebenen führte er nach Babel hinweg" (2. Chr 36,17-20). Diese Prophezeiung
des Propheten erfüllten sich schon zu seiner Zeit und vor den Ohren und Augen des Volkes. Jeremia sagte die Einnahme Judas durch Babel nicht nur voraus, er konnte sie auch gleich mit ansehen.
Kindheit und Jugend
Als Jeremia geboren wurde (um 647 v.Chr.), regierte der gottlose König Manasse. Er vergoss sehr viel unschuldiges Blut. Auch brachte er das Volk dazu, den Götzen zu dienen. Er trieb es so schlimm, dass Gott in einem Vergleich mit einem bösen, heidnischen Volk sagen musste: „Er hat Böses getan, mehr als alles, was die Amoriter getan haben, die vor ihm im Land waren" (2. Kön 21,11). Gott kündigt an, dass Er Jerusalem richten muss („Ich werde Jerusalem auswischen, wie man eine Schüssel auswischt" - 2. Kön 21,13).
Als Jeremia noch ein Kind war, starb der König Manasse. Dessen Sohn Amon, der Nachfolger auf dem Thron wurde, war leider nicht besser. Nach 2-jähriger Regierung wurde
er durch einen Aufstand ermordet. Doch merkwürdigerweise war sein Sohn Josia ganz anders. Er tat, „was recht war in den Augen des Herrn; und er wandelte auf allen Wegen seines Vaters David" (2. Kön
22,2). Sicher hast du schon von der großen Erweckung gehört, die durch diesen jungen König in Gang kam: Das Haus Gottes wurde renoviert, das Buch des Gesetzes wurde „per Zufall" wieder gefunden - und
gelesen, und Josia lieβ das Land von den Götzen reinigen. Allerdings war der Zustand im Volk immer noch schlecht. Götzendienst war an der Tagesordnung. In dieser Zeit wurde Jeremia von Gott berufen,
ein Prophet zu sein. Noch war er sehr jung (man nimmt an, dass er etwa 20 Jahre alt war). Fakt ist, dass ihn יהוה schon von Mutterleib an zum Propheten gebildet hat und dieser Schluß
auch nahe legt, dass Jeremia Elohim schon in der Kindheit begegnete oder zumindest mit ihm seither in inniger Verbindung gestanden haben müsste.
Berufung
Gott sagt diesem jungen Mann, dass Er ihn schon vor dessen Geburt zum Prophetendienst berufen hatte: „Ehe ich dich im Mutterleibe bildete, habe ich dich erkannt,
und ehe du aus dem Mutterschoß hervorkamst, habe ich dich geheiligt: Zum Propheten an die Nationen habe ich dich bestellt" (Jer 1,5). Noch bevor Jeremia Gutes oder Böses tun konnte, hatte Gott ihn
ausgesucht. So war es auch bei Paulus gewesen (Gal 1,15). Als Jeremia den Auftrag bekam, war der Jubel bei ihm sicher groß - so könnte man meinen. Doch Jeremia reagiert ganz anders. Er weiß, welch
eine schwere Aufgabe ihm bevorsteht, und er nimmt diese nicht leicht. So sagt er: „Ach, Herr, Herr! Siehe, ich weiß nicht zu reden, denn ich bin jung" (Jer 1,6). Aber das ändert nichts an Gottes
Plan. Im Gegenteil: Gott sucht sich gern Leute aus, die nicht viel von sich selbst halten (wie auch Mose und Gideon), und oft auch solche Leute, von denen die Menschen nicht viel halten (wie David).
Deshalb wiederholt und bekräftigt Er seinen Auftrag: „Da sprach der Herr zu mir: Sage nicht: Ich bin jung; denn zu allen, wohin ich dich senden werde, sollst du gehen, und alles, was ich dir gebieten
werde, sollst du reden" (Jer 1,7). Gott macht also keine Abstriche. Die ganze Botschaft sollte Jeremia bringen, und zwar ohne Wenn und Aber, an allen Orten, wohin Gott ihn senden würde. Um ihn
für diese Aufgabe zu ermuntern, gibt Gott diesem Propheten eine besondere Verheißung: „Fürchte dich nicht vor ihnen; denn ich bin mit dir, um dich zu erretten, spricht der Herr". Diese vier
Worte („ich bin mit dir") zählen mehr als alles andere, für Jeremia und auch für uns. Was nun geschieht, ist äußerst bemerkenswert: Gott streckt seine Hand aus und berührt den Mund Jeremias
(Jer 1,9). Was das bedeuten soll, sagt Gott gleich dazu: „Siehe, ich lege meine Worte in deinen Mund" (Jer 1,9). Genau das macht einen echten Propheten aus. Er bekommt Worte von Gott, die er treu an
die Menschen weitergeben muss. In Jeremias Fall war die Botschaft zuerst eine Negative: Es ging darum, „auszurotten und niederzureißen und zu zerstören und abzubrechen" (Jer 1,10). Allerdings sollte
dann eine positive Botschaft folgen: „um zu bauen und um zu pflanzen".
Botschaft
Direkt im ersten Kapitel zeigt Elohim dem Jeremia gleich zwei verschiedene Gleichnisse, die zeitübergreifende Aktualität für das Haus Israel besitzen:
Beide hatten eine wichtige Bedeutung für Jeremias Auftrag: Der Mandelbaum ist der erste Baum, der nach dem Winter blüht. Daher heißt er im Hebräischen der Wachsame. „Du hast recht gesehen; denn ich werde über mein Wort wachen, es auszuführen" (Jer 1,12). Wie wichtig dieser Mandelstab in Bezug auf Jeremias Botschaft sein würde, werden wir noch sehen.Zweitens zeigt יהוה Jeremia „einen siedenden Topf, dessen Vorderteil gegen Süden gerichtet ist". Dieser Topf bedeutete Unglück, und zwar von Norden her. Jeremia würde immer wieder davor warnen müssen, dass die Babylonier kommen würden, das Land einnehmen und die Juden gefangen wegführen würde (Jer 25,8-11). Diese Botschaft wurde nicht gern gehört und abgewiesen, sodass sie Jeremia daraufhin sogar misshandelten. Die falschen Propheten, die „schönes Wetter machten", waren weitaus beliebter. Aber Jeremia war treu und ließ sich nicht von seiner Botscht abringen. Er brachte die Botschaft, die Gott ihm aufgetragen hatte. Und dieser Teil seiner Botschaft ging noch zu Jeremias Lebzeiten in Erfüllung. Gott hatte darüber gewacht (der „Mandelstab"). Das alles war sehr erschreckend. Man könnte Jeremias Botschaft etwa so zusammenfassen:
- Gottes Volk hat schwer gesündigt.
- Immer wieder hatte Gott sie gewarnt (der Satz „frühe mich aufmachend und suchend" oder kommt immer wieder bei diesem Propheten vor.
- Deshalb werden Feinde kommen (aus Babylon), und Jerualem erobern. Widerstand hat keinen Sinn.
- Die Feinde werden dem Volk Israel (von dem ja nur noch zwei Stämme im Land waren), das Land abnehmen.
ABER:
-> Die Gefangenschaft wird nach 70 Jahren zu Ende gehen.
-> Gott wird Israel das Land wieder zurückgeben.
-> Gott wird einen neuen Bund machen mit Israel und Juda.
-> Unter diesem Bund wird Israel wieder gesegnet werden, und zwar in ihrem Land Kanaan (Jer 31,31 ff.).Das wird deshalb möglich sein, weil Gott alle Verantwortung
übernimmt: Der neue Bund zwischen Gott und seinem Volk lautet immer wieder „ich will" an Stelle von „du sollst" (wie es im Alten Bund der Fall gewesen war).
Alles in Einem war die Botschaft Jeremias diejenigen, dass das Land sich wegen seiner Boshaftigkeit erholen muss und Israel daher für 70 Jahre ins Exil gehört. Jeremia ruft wie kein Zweiter zur Buße
auf und warnt vor den Gefahren eines treulosen Glaubenslebens. Wenn wir diese Warnung für unser Leben begreifen und weis nach den gesprochen Worten handeln, dann werden wir ebenfalls gefeit vor den
möglichen äußerlichen Bedrohungen in dieser Welt sein. Die wohl größte Botschaft, die Jeremia der Nachtwelt hinterlässt, lautet wie folgt:
Jer 31,31-33:
Siehe, es kommt die Zeit, spricht der HERR, da will ich mit dem Hause Israel und mit dem Hause Juda einen neuen Bund schließen, nicht wie der Bund gewesen ist, den ich mit ihren Vätern schloss, als
ich sie bei der Hand nahm, um sie aus Ägyptenland zu führen, mein Bund, den sie gebrochen haben, ob ich gleich ihr Herr war, spricht der HERR; sondern das soll der Bund sein, den ich mit dem Hause
Israel schließen will nach dieser Zeit, spricht der HERR: Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben, und sie sollen mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein.
Leidensaspekt
Kaum eine biblische Gestalt wurde nachweislich so in Mitleidenschaft genommen wie Jeremia, abgesehen von den überlieferten Märtyrern. Er wurde mehrfach verletzt, bedroht und saß mehrfach in Haft.
Unvorstellbar für Jemanden, der eigentlich nur die Worte יהוה übermitteln, aber einfach nur auf Unverständnis im Volk stößt. Aufgrund der Vorgeschichte können wir für das
Klagegebet des Jeremia ein gewisses Verständnis aufbringen. Mehrere Dinge belasteten den Propheten gleichzeitig: